Luppenau

     Weihnachtsmarkt in Löpitz

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - Dezember 2017  - Ilja Bakkal -   

Dieter Zimmermann sieht wieder besonders gut aus. Die Spitze seiner Nikolausmütze liegt keck auf dem rechten Ohr. Fünfzackige rote Sterne auf wattigem Fellimitat erinnern an den 100. Jahrestag jener Revolution, die uns Väterchen Frost als Freund beschert hat, wenngleich er seine Macht über den Winter schleichend aber nachhaltig zu verlieren scheint. Die Lachfältchen harmonieren mit einem Lächeln, das alles ausdrückt was dieser Abend in Luppenau verspricht: Freude! Keine Koketterie, kein Künsteln, die Physiognomie ist echt und verändert sich auch nicht während der Blitzsekunde, in der sich die Blende öffnet. Sicherheitshalber möchte die Kamera mehrfach auslösen und stockt – nicht, weil klar ist, dass sich das Ergebnis ohnehin nicht verbessern lässt, die Speicherkapazität war erschöpft. Schon stellen sich die Stadtpfeifer mit ihren Blasinstrumenten vor Regenrinne und Verkehrszeichen an die Wand des Feuerwehgerätehauses, als gäbe es nicht ein Schloss, einen Weihnachtsbaum, oder sonst einen Hintergrund, der dem Anlass angemessen wäre. Sie möchten auch nicht warten und brauchen die Wand für den Klang. .


Ich könnte mich mit dem einen Bild begnügen (Verehrte Leser, aus technischen Gründen gibt es nur ein Foto vom Weihnachtsmarkt und sie müssen sich nicht extra auf die Luppenauer Homepage bemühen…) und der Musik lauschen, mir Lose für die Tombola kaufen und einmal im Leben etwas gewinnen, mir von Frau Stahlberg erklären lassen, wie man Weihnachtskugeln mit Norwegermuster häkelt und mich am Würstchenstand der Feuerwehr anstellen, am besten zweimal. Zuvor hätte ich Kaffee und den ersten Stollen des Jahres genossen, Kekse gekostet, Schmalzstullen verzehrt und ganz zaghaft vom Glühwein (forte) probiert. Die Vorsicht scheint durchaus geboten, weil in unmittelbarer Nähe des Heißgetränks mit allerlei agrotechnischen Chemikalien gehandelt wird. Nach einem höflichen Gespräch am Stand für antiquarische Weihnachtsutensilien wäre ich in der oberen Etage des Feuerwehrhauses lange bei der Märchenfee geblieben, um aufmerksam und konzentriert ihren Ausführungen über das Däumelinchen zu lauschen.
Für den Weihnachtsmann hätte ich zweifellos ein Gedicht parat gehabt und tief in seinem weitgereisten Seesack wäre noch ein winzig kleines Stückchen Herrenschokolade … Konjunktiv! Nichts von alledem. Gerannt bin ich, habe mich auslachen lassen – wieder mal kein Film?! Dafür gab es dann doch noch letzte Klänge von Pfeiferstuhl-music (Der Kurier berichtete in der Dezember-Ausgabe 2015) und bereitwilliges Posieren auf dem Schlossplatz. Peter Zimmermann hat sich wieder um den kulturellen Rahmen verdient gemacht. Dieser Weihnachtsmarkt wurde durch das Engagement der Akteure zum Erfolg, obwohl das Friedo bedauerlicherweise nicht zur Verfügung stand. Aber was wäre ein Markt ohne Besucher? Die kamen zahlreich aus Luppenau und den Nachbarorten. Die Kameraden bekamen das am Grill mit aller Härte zu spü- ren. Sie liefen zu Höchstleistung auf, was alle in der nicht abreißenden, geduldig und gut gelaunt wartenden Schlange sehen konnten. Im Hintergrund freute sich Horst Schöngraf über die qualitativ hochwertige Verarbeitung seiner von weither beschafften Würste. Fünf Minuten vor Marktschluss blieb ein Hungriger zurück. Ausverkauft! Ähnlich angespannt war die Lage für den Weihnachtsmann. Das relativ übersichtliche Lesepublikum wurde kurz vor der Bescherung von den Weihnachtskonsumenten gleichen Alters deutlich aufgefüllt, was der suboptimalen Disziplin gänzlich den Garaus machte. Der Schulungsraum war nahezu überfüllt. Schweiß bildete sich auf der Haut des kalten Gesellen mit dem großen Herzen. War es die Wärme oder die Angst, dass die Geschenke nicht reichen könnten? Sie reichten. Schüchtern wurden geflüsterte Gedichte gegen kleine Gaben getauscht. Wer nichts gelernt hatte, bekam auch etwas. Für Hartmut Kirchhoff sind leuchtende Kinderaugen eigentlich genug.
Der Start in die Vorweihnachtszeit ist gelungen. Dazu gehören arbeitsreiche Vorbereitungen aber auch das Basteln der Vereinsfrauen und die alternative Herrenbeschäftigung. Es folgen die Seniorenweihnachtsfeier, „Zwischen Stall und Remise“ und das Krippenspiel in Lössen.

Eine schöne Weihnachtszeit und ein glückliches neues Jahr,

Ilja Bakkal